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11. Januar 2019

Fallstudie: Soldat in Afghanistan erweist sich als Betrüger

Auch verheiratete Frauen geraten in die Fänge der Scammer

Lesedauer: 6 Minuten

Ich bin erst kurze Zeit aktiv in den sozialen Netzwerken unterwegs. Generell bin ich ein sehr offener und wissbegieriger Mensch. Deshalb schreibe ich mit sehr unterschiedlichen Menschen.

Nach einiger Zeit bekam ich eine Freundschaftsanfrage von einem Captain der ISAF in Afghanistan. Ich war neugierig und bestätigte diese (Anmerkung der Redaktion: Die gleiche Masche gibt es als Soldat im Jemen, als Soldat im Irak oder als Soldat in Syrien).

Ich schaute auf das Profil. Darin stand, er suchte Kontakt zu Männern und Frauen. Also nahm ich an, er suche ganz einfach eine Brieffreundschaft. An mehr war ich auch nicht interessiert, denn ich bin seit über 30 Jahren verheiratet.

Wir chatteten mehrmals am Tag. Er erzählte, er sei Witwer, weil seine Frau vor 4 Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen sei. Sein Sohn sei in Columbia auf einem Militärinternat.

Monatelang bereitete er den Betrug vor

Wir unterhielten uns mehrere Monate über Bücher, Filme, Musik, Theater Familie und Politik. Er erzählte sehr anschaulich über seinen Einsatz in Afghanistan, über seine Kameraden und seine Sorgen.

Er schickte mir Bilder, die ihn nicht in Uniform zeigten. Ich war total fasziniert. Einfach ein umwerfender Mann! Er schickte mir auch ein Bild von seinem Sohn, einem etwa 20 jährigen jungen Mann in Uniform. Ich fragte "meinen" Captain, ob wir uns auch über Videochat unterhalten könnten. Zuerst sagte er, es sei verboten. Aber dann erklärte er sich dazu bereit. Mein Englisch ist etwas eingerostet, deshalb war ich sehr aufgeregt.

Der Videochat funktionierte natürlich nicht

Ich sah einen grauhaarigen Mann der am Monitor hantierte und versuchte, mit mir zu sprechen. Leider war die Verbindung nicht gut. So ging das mehrere Male. Darüber war ich sehr unglücklich, aber ich schob die schlechte Verbindung auf die Entfernung.

Anfang November wurden unsere Gespräche intimer. Ich war hin und weg.

Er schickte mir dann noch zwei Bilder in Uniform und er erzählte, dass er am Jahresende in den Ruhestand gehen würde und ob ich mir eine gemeinsame Zukunft mit ihm vorstellen könnte. Ich sagte ihm, dass er nicht vergessen soll, dass ich verheiratet bin.

Er antwortete mir, er wolle erst einmal nach Deutschland kommen, wo wir uns in Ruhe kennen lernen können und dann entscheiden, was einmal mit uns wird. Er bedrängte mich nicht.

Er berührte mein Herz

So wie er hat noch niemand mein Herz berührt. Er machte keine übertriebenen Liebeserklärungen - nein es passte alles. Anfang November schrieb er, dass die Taliban immer mehr auf dem Vormarsch seien und die Einsätze immer gefährlicher würden. Er machte sich Sorgen um seine Soldaten in Afghanistan, von denen einige schon bei Einsätzen verletzt wurden.

Langsam geriet ich in Panik und hatte Angst um sein Leben. Ich war froh, wenn er sich abends meldete. Mitte November brach der Kontakt plötzlich ab. Ich war wie von Sinnen. Was war passiert? War er tot? Oder nur verletzt?

Ein neuer Name taucht auf

Nach 3 Tagen meldete er sich endlich unter einem anderen Account und einem anderen Namen. Er sagte, sein Account sei gehackt worden. Er wolle mich nicht verlieren, deshalb hätte er auch seinen Account geändert. Ich war so erleichtert. In diesem Moment hätte ich alles für ihn getan. Ich wäre wie ein Teenager mit ihm durchgebrannt und hätte alles hinter mir gelassen.

Er will mir eine Box schicken

Eines Abends fragte er mich, ob ich für ihn ein Paket aufbewahren könnte. Er wüsste nicht, ob er seinen Einsatz überleben würde und er würde mir

  • sein Testament,
  • seine Lebensversicherung,
  • persönliche Dokumente,
  • seine Uniform als Soldat
  • und Geld

schicken.

Falls ihm etwas passieren sollte, sollte ich seinen Sohn kontaktieren (Adresse sei im Paket) und dann alles Notwendige veranlassen. Ich war geschockt. An so etwas wollte ich nicht denken! Aber ich sagte zu.

Eine Transportfirma meldet sich bei mir

Mich kontaktierte eine Transportfirma mit Namen TOX DELIVERY SERVICE. (Anmerkung der Redaktion: Die Betrüger denken sich Namen von Transportfirmen aus und stellen Fake-Webseiten online, damit die Firma auf den ersten Blick echt aussieht).

Dann kam für mich der Schock. Weil es ein Wertpaket sei, sollte ich 5000 Euro für den Zoll und Gebühren bezahlen. Ich fragte ihn, ob das in Ordnung sei. Er beruhigte mich und sagte, ich könnte das Paket öffnen und das Geld entnehmen. Deshalb hätte er das Geld in das Paket getan.

Ich zahlte das Geld in mehreren Raten. Ich wurde nur misstrauisch, weil ich das Geld auf zwei Konten im Ausland in Ungarn (Anmerkung der Redaktion: Es kann auch jedes andere Land sein; oft sind es Konten in Italien, der Türkei oder den USA) zahlen sollte. Aber auch dafür hatte er eine glaubwürdige Erklärung. Meinem Mann erzählte ich, ich hätte das Geld meiner Freundin geliehen.

Als die vollständige Summe bezahlt war, bekam ich von der Lieferfirma Bescheid, dass das Paket am Flughafen Heathrow beim Zoll sei.  Ich dachte, jetzt sei alles erledigt. Falsch - ich bekam wieder eine Nachricht, dass in dem Paket Geld sei und ich Ärger wegen Geldwäsche zu erwarten hätte.

Die angebliche Strafe wegen Geldwäsche

Ich sollte bis zum Ende des Jahres 45.000 Euro  bezahlen. Dann setzte endlich auch mein Gehirn wieder ein! Mein Liebster erwartete von mir, dass ich noch mehr Geld aufbringen sollte. Ich fragte ihn, warum er nicht alles bezahlen würde. Er antwortete, seine Kreditkarte sei auch in dem Paket und seine Bank in den US brauchte eine Identifizierung. Jetzt wurde ich erst recht misstrauisch.

Auch der Ton hatte sich verändert. Es war nichts Lustiges und Normales mehr in unserer Kommunikation. Es ging nur um Geld und ich wurde sehr wütend. Es war als hätte es diesen liebevollen, umwerfenden Mann nie gegeben.

Also musste ich meine Taktik etwas ändern. Ich sagte ihm, dass er nie und nimmer der Mann sei, der auf den Bildern zu sehen sei. Ich sagte ihm, dass ich dafür ein gutes Gespür dafür hätte, wenn jemand lügt und fragte ihn ob er ein Betrüger sei. Er war entrüstet und sagte, ich würde ihn nicht lieben, wenn ich so etwas sagen würde. Er sei sehr enttäuscht, dass ich ihm nicht vertraue.

Ich war hin und her gerissen - liebte ich den Mann auf den Fotos oder den Briefeschreiber? Ich schaute auf die Bilder und entschied mich für den Mann auf den Bildern. Er erschien mir stark, aufrecht und ohne Furcht und würde sich nie so töricht verhalten und eine Kreditkarte in einem Paket wegschicken. Es erschien mir total unsinnig.  Er würde sich auch nicht so verhalten, wie es der Briefeschreiber tat.

Erst jetzt erfuhr ich über Romantik Scammer im Internet

Unterdessen habe ich über Romantic Scammer  - man nennt diese Betrüger Scammer - im Internet auf der Webseite www.privatdetektiv.de die Warnungen der Detektei  gelesen. Ich war entsetzt und auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Weiteres Geld schickte ich nicht mehr an ihn.

Ich hielt den Kontakt mit dem Schreiber der schönen Nachrichten weiter aufrecht. Obwohl ich vor Wut gekocht habe, machte ich ihn darauf aufmerksam, was er für Fehler in seiner Kommunikation gemacht hat. Er bedankte sich bei mir für Geld, dass ich nicht überwiesen habe.

Er fragte mich, warum ich ihn ein "A..." nennen würde - aber ich war gar nicht online. Das gehört nicht zu meinem Sprachschatz. Das war für ihn alles fatal. Außerdem machte ich ihn darauf aufmerksam, dass die Uniform auf den Bildern keine von amerikanischen Soldaten, sondern britisch sei. Ich sagte ihm, ich sei ihm nicht böse und er sollte mir endlich die Wahrheit sagen.

Die Wahrheit: Er ist ein Heiratsschwindler aus Nigeria

Nach mehreren Chats hatte ich ihn soweit und er sagte mir, dass er ein armer Mann aus Nigeria sei, der sich trotz allem in mich verliebt habe. Mir wurde schlecht. Ich hätte mich übergeben können.

Nachdem ich mehrere Stunden lang Bilder von Scammern angesehen habe, fand ich auch ein Jugendbild von meinem Phantomliebsten. Ich suchte weiter und fand auch die Bilder, die ich hatte, auf der Plattform von britischen Zeitungen. Ich habe mich in einen nordirischen Colonel und Irakkriegsveteran verliebt. Mein Gott! Ich fiel vom Himmel in die tiefste Hölle.

Anzeige bei der Polizei

Ich habe mich doch entschlossen, Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Das Geld werde ich nicht wieder sehen. Der Mann aus Nigeria hat auch nicht alles erhalten. Den größten Teil hat diese angebliche Lieferfirma einbehalten, die es gar nicht gibt. Vielmehr sind es nur Mittelsleute.

Die Kontodaten und eine Telefonnummer der Firma habe ich der Polizei übergeben. Es gibt auch ein Konto in Deutschland. Es scheint, als sei dieses Scammer-Netz weit verzweigt bis nach Deutschland und die Niederlande. Überall haben sie Finanzagenten.

Ich habe immer gedacht, mir kann so etwas nicht passieren, aber ich habe mich getäuscht. Innerlich bin ich zerrissen. Mein Herz sagt etwas anderes als mein Kopf und ich bin sehr unglücklich.

Mein Rat an alle Frauen: Augen auf im Internet

Ich hoffe, dass ich mit meiner Geschichte andere Frauen vor solchen skrupellosen Menschen warnen kann. Ich weiß nicht, wie lange der Schmerz in meinem Innern bleiben wird.

Obwohl ich kein Masochist bin, schaue ich mir jeden Tag die Bilder meines Phantoms an und erinnere mich an die wundervollen und liebevollen Briefe - die er nur leider nicht selbst schrieb! Er ist auch verheiratet und hat 5 Kinder.

Mein Kopf akzeptiert das - aber mein Herz nicht.

Haben Sie jemanden kennengelernt, der in Afghanistan stationiert ist?

Stehen auch Sie in Kontakt mit jemandem, der angeblich in Afghanistan stationiert ist? Es kann auch ein anderes Land sein, denn die Betrüger sind da sehr erfinderisch. Sie geben vor, ihren Dienst zu leisten in Ländern wie:

  • Syrien
  • Nigeria
  • Sudan
  • Jemen
  • Türkei
  • Irak
  • und anderen Ländern

Wenn Sie mit einer solchen Person in Kontakt stehen und diese fordert Geld von Ihnen, dann zahlen Sie nicht. Wer als Soldat Geld fordert, ist in fast allen Fällen ein Schwindler. Es ist die moderne Form von Heiratsschwindel.

Wenn Sie Gewissheit haben möchten, mit wem Sie es zu tun haben, rufen Sie uns an. Ein Detektiv unseres Teams berät Sie umfassend. Wir kennen die Tricks und Ausreden der Scammer und helfen Ihnen dabei, schnell die Wahrheit zu erfahren. Wir überprüfen Ihre Internetbekanntschaft für Sie und verschaffen Ihnen Gewissheit.

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Quellen: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden, Genesis-Online, Datenlizenz by-2-0, eigene Darstellung und Berechnung. Bitte beachten Sie, dass es sich bei den auf dieser Webseite angegebenen Städten nicht um Büros oder Betriebsstätten unserer Detektei handelt. Es sind vielmehr wiederkehrende, einmalige oder zukünftige Einsatzorte. Die dargestellten Fälle dienen als im Einzelfall fiktive Fallbeispiele zur Veranschaulichung von Detektivarbeit. Dieser Hinweis ist ausdrücklich als permanenter Bestandteil dieser Webseite zu verstehen. Er gilt insbesondere auf allen Seiten, auf denen er angezeigt wird.

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